Die Idee – Geburt des Wellentänzers

Unser österreichischer Winzerkollege Fabian Sloboda vom Weingut Sloboda am Neusiedlersee wollte es wissen: Wie verhält sich Wein im See? Was bewirkt es, wenn der Wein stetig auf natürliche Weise während den ersten Monaten seiner Reife auf der Hefe bewegt wird? Ist der Unterschied zum im Keller reifenden Wein sensorisch erfassbar? Dies Fragen liessen Sloboda nicht mehr los. Er entwickelte zusammen mit dem Künstler und Grafiker Nikolaus Eberstaller ein Konzept, das auf geschichtlichen Hintergründen basiert. Dies fanden die beiden so spannend, dass sie es gleich selber ausprobieren wollten. Et voilà, der Wellentänzer war geboren.

Geschichtlicher Hintergrund

Louis-Gaspard d`Estournel (*1753; †1844) war ein Junggeselle einer alten Weinbauernfamilie in Saint-Estèphe. Er ist nicht nur der Gründer des weltberühmten Bordelaiser Weingutes Château Cos d’Estournel, sondern auch der erste, der begriff, wie sehr der Wein gewinnt, wenn er schaukeln darf.

Louis-Gaspard d`Estournel handelte erfolgreich per Schiff nach Afrika, Arabien und bis nach Indien. Doch der Markt und die Nachfrage nach Wein brach nach einiger Zeit zusammen und die Geschäfte liefen schlecht. So musste er alle Weinfässer, die bereits verschifft wurden wieder zurückholen. Als er dessen Qualität mit der zuhause verbliebenen Charge verglich, verflog seine schlechte Laune schneller als gedacht: der vielgereiste Wein schmeckte grossartig. Noch mehr, er schmeckte besser als jener, der bei ihm im Keller lagerte. Louis erkannte recht bald, dass das stete Schaukeln im Schiffsbauch dem in Holzfässern gelagerten Wein guttat. Er nutzte die Erkenntnis, um einen Marketingcoup zu landen: die zurückgekehrten Weine stempelte er mit einem „R“ für „retour des Indes“ – zurück aus Indien. Der Wein ging weg wie warme `Weggli`. Also entschied er, dass ab nun alle seine Weine eine Schiffsreise unternehmen sollten, bevor sie in den Verkauf gelangen durften. Ökologisch völlig unbedenklich, denn Schiffe fuhren damals alle noch mit Wind. Man könnte sagen: der ökologische Fussabdruck blieb klein, der Wein wurde trotzdem gross.

Der aller erste Wellentänzer-Wein

Fabian Sloboda und Nikolaus Eberstaller waren sich also einig: Sie wollten einen Wellentänzer-Wein auf den Markt bringen und entworfen hierfür 2017 ein revolutionäres Konzept inkl. eigener Stahlboje. Das ganze Projekt wurde von Anfang an wissenschaftlich begleitet.

Ihr Plan ging auf: der aller erste Wellentänzer-Wein aus der Sorte Grauburgunder entwickelte während seiner Reife über 144 Tage in der Boje im Neusiedlersee einen einzigartigen Charakter, der vom Gourmetmagazin FALSTAFF mit 92 Punkten geadelt wurde (Jahrgang 2017). Der 2018er erhielt ein Jahr später sogar beachtliche 93 Punkte!

 Die Boje

Fabian Sloboda liess für seine Idee 2017 eine eigens konstruierte, doppelwandige Boje bauen. Diese Boje beinhaltet zwei Kammern. Die erste, äussere Kammer ist mit Luft gefüllt, damit die Boje schwimmt. Die zweite, innere Kammer mit Weisswein. Der Wein wird dabei einer ebenso natürlich verursachten Temperaturkurve ausgesetzt. Damit sich diese „sanft“ verhält, wurde die Boje so konstruiert, dass der Wein nicht von direkter Sonnenbestrahlung, sondern ausschliesslich von der Seetemperatur beeinflusst wird. Die Tänzerin, die symbolisch für den Wellentänzer steht, wurde von Nikolaus Eberstaller speziell dafür entworfen.

Anfang des Jahres 2019 erhielten wir dann die Baupläne für diese spezielle Weinboje und liessen sie in der Schweiz nachbauen, natürlich inkl. der Wellentänzerin.

 Der Wellentänzer vom Zürichsee

Ende 2018 lud uns Fabian Sloboda ein, seine Wellentänzer-Partner zu werden. Wir waren auf Anhieb begeistert und mussten uns das nicht lange überlegen. Nur zu gerne präsentieren wir zusammen dieses Phänomen über die Landesgrenze hinaus. Und so kommen wir nun zu unserem Wellentänzer vom Zürichsee.

Die Trauben für unseren Wellentänzer – der Sorte Johanniter – werden von Hand geerntet und direkt bei uns auf dem Weingut verarbeitet. Nach der natürlichen Gärung wird die Weinmenge halbiert. Eine Hälfte füllen wir in die eigens dafür gebaute Boje. Die zweite Hälfte Wein aber bleibt bei uns auf dem Weingut im Keller und wir behandeln ihn genauso wie jeden anderen Weisswein auch. Aus diesem Teil entsteht nämlich der sogenannte Zwillingswein. Dieser gibt uns nämlich die Chance, labortechnisch sowie auch in der Degustation einen Unterschied zum Wellentänzer aufzeigen zu können.

Der erste Schweizer Wellentänzer-Wein wurde für den Zeitraum vom 8. November 2019 bis 27. März 2020 im Hafen von Rapperswil-Jona eingewassert. Die Resonanz war riesig und wir waren überwältigt von dem grossen Interesse. Unser erster Wellentänzer-Wein war innert wenigen Wochen in Form von Konsignationen bereits vor der Abfüllung ausverkauft. Auch wurde uns durch die unabhängige Analyse vom Weinbauzentrum Wädenswil bestätigt, dass der Wellentänzer diverse Unterschiede zu seinem Zwilling vom Keller aufzeigt. Somit haben auch wir in der Schweiz die Bestätigung, dass der Wellengang sehr wohl positive Wirkung auf den Wein zeigt.

Normalerweise endet die Terroir-Prägung nach der Ernte der Trauben. Nicht so im Falle des Wellentänzers. Hier reift auch der Wein nur dank dem lebendigen Zürichsee zu etwas ganz Besonderem.

Die aufzuwendende künstliche Energie dafür: 0%. Die genutzte natürliche Energie dafür: 100%.

Normalerweise endet die Terroir-Prägung nach der Ernte der Trauben. Nicht so im Falle des Wellentänzers. Hier reift auch der Wein nur dank dem lebendigen Zürichsee zu etwas ganz Besonderem.

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